Reiserückblick 2015

 

Göttingen, Dezember 2015

 

Dieses Jahr bin ich viermal zwischen Juni und September nach Großbritannien, genauer gesagt nach London, im Auftrag eines norddeutschen Unternehmens gefahren.

 

Es war dass neunte Jahr in Folge, in dem ich als Reiseleiter für das Unternehmen tätig bin.

 

London, die bevölkerungsreichste Stadt Europas, die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs und pulsierende Weltmetropole. Menschen aus allen Teilen der Welt sind in London zu hause und tragen dazu bei, dass London eine wirklich internationale und eine der spannendsten Städte der Welt ist.

 

Für mich beginnen die Vorbereitungen für eine Reise schon Monaten im Voraus. Ich lese Bücher, besuche Websites und vor allem spreche mit Menschen die im Reisegebiet leben. Daraus mache ich mir ein aktuelles Bild über die Reiseziele. Dies gilt auch für London. Womit beschäftigen sich die Einwohner, was für Ausstellungen laufen, welche Konzerte spielen in der Stadt während des Aufenthaltes, was kostet ein Busticket und trotzdem, kann man nicht alles wissen, und gerade das macht eine Reise so spannend, gerade die Dinge, die spontan passieren. Beispielsweise die Begegnung mit einem Londoner eines Abends vor dem Schaufenster eines Immobilienmaklers, dessen erster Satz lautete: „Du bist schuld!“, „Ich bin Schuld“ erwiderte ich und er sagte: „Ja, du bist Schuld, mate!“, ohne das ich weiter zu Wort kam, erzählte er mir von den Schwierigkeiten die die durchschnittlichen Londoner dabei haben, eine bezahlbare Unterkunft, sei es zum Kauf oder zur Miete, zu finden. Während er ohne Punkt und Komma weitererzählte, stach er mir mehrmals mit seinem Zeigefinger in den Schulterbereich. Reiche Investoren, kein Bezug zu London, es geht nur ums Geld, keine Stadt mehr für Durchschnittsverdiener, Kommunismus, Kapitalismus and and and! Was für eine Begegnung, und alles was ich an dem Abend vor hatte, war a bag of chips with salt and vinegar aus dem lokalen Takeaway zu genießen.

 

Oder die noch andauernde Krise mit den Flüchtlingen. Juni bis Juli ist der Beginn der „The Silly Season“ in Großbritannien, die Zeit in der das Parlament nicht mehr tagt, und die Zeitungen und Berichterstatter über alles mögliche berichten, um überhaupt berichten zu können. Dieses Jahr waren in Großbritannien im Juni die Angriffe von Killer Möwen Thema Nummer Eins.

 

Ja, Premierminister Cameron hat den Krieg gegen die Möwen sogar zur Chefsache erklärt. Die Killer Möwen verdrängten kurzzeitig sogar die Berichte über die Lage der Flüchtlinge in Calais. Die Busreiseroute für meine Busreisen nach London geht, durch das Ruhrgebiet, die Niederlande, belgisch Flandern und Frankreich bis zum Channel Tunnel. Ich bin die Route mehrmals über die letzten Jahre gefahren und habe schon einige Erlebnisse am Channel Tunnel gehabt. Dieses Jahr war kein Ausnahme. Die erste Hinfahrt nach London durch den Tunnel verlief ganz gut. Schon Wochen vorher war in der britischen Presse täglich zu lesen, wie Menschen immer wieder versuchte, an Bord von LKWs zu gelangen, um nach Großbritannien zu kommen. Auch die Rückfahrt verlief ganz gut, bis wir nach der Fahrt durch den Tunnel in Frankreich ankamen. Dort hatten streikende Hafenarbeiter begonnen, Barrikaden auf den Zufahrtsstraßen zu errichten, und Flüchtlinge haben das daraus resultierendes Chaos versucht zu nutzen, um nach Großbritannien zu gelangen, schon längst bevor es in den deutschen Nachrichten Thema Nummer eins war, waren die Regierungen Frankreichs und Großbritannien mit dem Flüchtlingsdilemma konfrontiert. Die Antwort hieß Security. Jedes weitere Mal, das ich nach London fuhr, hat sich das Bild am Channel Tunnel in Frankreich grundlegend verändert: Stacheldraht, mehr Stacheldraht und noch mehr Stacheldraht; Zäune, mehr Zäune und noch mehr Zäune; sämtliche Bäume und Büsche wurden entfernt, damit keine Möglichkeit mehr besteht sich darin zu verstecken. Nun, wo ich diesen Bericht im Dezember schreibe, scheint alles, was wir über Flüchtlinge in West Europa vor vier, fünf Monaten lasen, nichts im Vergleich zu dem, was die Europäische- und die Weltgemeinschaft heute zu bewältigen hat.

 

Es gab auch im August einen Kurzurlaub in Irland, bestehend aus ein paar schönen Tage in Bray in der Grafschaft Wicklow, südlich von Dublin, und ein paar schönen Tagen in der sagenumwobenen Cooley Peninsula, wo ein Highlight in der halbzufälligen Entdeckung eines Pubs, das es wirklich verdient hattet Irish Pub genannt zu werden, bestand. Kurz nach unserer Ankunft aus Brú na Bóinne hatte Don, der Vermieter unseres Ferienhauses, gesagt, das wir unseren ersten Abend im Dorf in Carlingford verbringen können, oder ein Pub, ca. 15 Minuten vom Haus entfernt, besuchen könnten. „Nehmt die Hauptstraße, erste rechts, dritte Links, nächste rechts, an der Kirchenruine vorbei, die nächste Kreuzung links, kurz darauf wieder links und da findet ihr es“. Nun ja, wir haben es gefunden, und es hat sich gelohnt. Weit und breit nur Felder und die irische See, eine Straßenkreuzung und da war das Pub. Bevor wir es sahen, hörten wir es, sozusagen, weil Musik uns entgegen kam als wir uns näherten. Außen weiß getüncht, innen winzig, zwei Musikanten in einer Ecke, eine Theke und not enough room to swing the proverbial cat.

 

Wohin die Reisen 2016 gehen steht noch nicht fest, nur das es schon einige Anfragen gibt, um Gruppen nach Irland und Großbritannien zu führen, u.a. im Rahmen eines Bildungsurlaubs. Wenn Sie Fragen zu meiner Reiseleitertätigkeit haben, oder Sie mich als Sprachdozenten und Reisebegleiter für einen Bildungsurlaub buchen möchten, kontaktieren Sie mich, am besten per E-Mail: office@robrao.eu.